Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Wie Kleinsparer den politischen Aufstand üben können

Wie Kleinsparer den politischen Aufstand üben können

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Alexander El Alaoui ist Referent für ethisches Investment bei Brot für die Welt. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich entwicklungspolitische Kriterien für die private und institutionelle Geldanlage.

25.10.2016

Ethisches Investment liegt im Trend. Große Finanzinstitute färben sich grün, öko und sozial wird zum Mainstream. Weltweit verabschieden sich Investoren aus dem Geschäft mit den fossilen Energien, und in den internationalen Foren der Politik wird laut über ein neues Finanzsystem nachgedacht. An Kleinsparern geht diese Debatte allerdings vorbei. Dabei sind sie der Schlüssel zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsagenda und viele sind bereit, ihr Geld gewinnbringend für Mensch und Umwelt einzusetzen. Wenn Spenden für Nachhaltigkeit die Nische von gestern war, wird nachhaltiges Investieren der Mainstream von morgen sein (müssen). Doch damit das Primat von finanziellem Profit und öko-sozialer Rendite überhaupt in greifbare Nähe kommen kann, braucht es den Aufstand der Willigen.

Warum Geld horten nicht nachhaltig ist

Ob Sparer oder Anleger, private Haushalte vereinen weltweit das größte Geldvermögen auf sich. Ein großer Teil davon wird gehortet, auf Sparkonten, in Lebensversicherungen, in Betriebsrenten. Auch darum verbirgt sich hinter gewöhnlichen Spar- und Sichteinlagen ein wirkungsvoller Hebel.
Es gibt nur ein Problem. Viele der Institutionen, die das Sparergeld treuhänderisch verwalten, Banken, Versicherungen und Pensionskassen, drücken oft ein Auge zu, wenn es um die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten oder um den Schutz von Natur und Umwelt geht.
Ein Streiflicht durch die deutsche Bankenlandschaft zeigt das ganz deutlich. Das gemeinnützige Verbraucherportal www.fairfi nanceguide.de hat acht deutsche Banken in Hinblick auf deren sozial-ökologische Nachhaltigkeit verglichen. Rund 200 Einzelkriterien in Bereichen wie Umwelt- und Klimaschutz, Steuervermeidung und Korruption flossen in die Gesamtbewertung mit ein. Das Ergebnis ist ernüchternd. Nur wenige setzen sich ethische Maßstäbe für die Mittelverwendung von Kundeneinlagen oder die eigenen Investitionen. Einzig die Alternativbanken können punkten, die meisten Großbanken lassen sie weit hinter sich.
Dabei könnte passives Geldhorten eine nachhaltige Wirkung entfalten, wenn das bei Finanzinstitutionen geparkte Geld im Sinne von Mensch und Umwelt eingesetzt würde. Von alleine allerdings bewegen sich Banken, Versicherungen und Pensionskassen nicht. Die privaten Haushalte müssen aktiv werden.

Der große Aufschrei im Kleinen

Initiativen in England und den USA zeigen wie es gehen kann. Dort fordern Bankkunden, Besitzer von Policen und Rentenversicherte die Treuhänder ihrer Einlagen auf, offenzulegen, wie und für was sie ihr Geld einsetzen. Folgen die Finanzinstitute dem Wunsch ihrer Kunden nicht, drohen sie mit Geldentzug.
Schon in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung entwickelte sich aus diesem Ansatz ein politisches Instrument – gegen die Unterdrückung von Afroamerikanern, gegen den Vietnamkrieg und gegen das Apartheidsystem. Denn im Konzert der Vielen hat auch die einzelne Stimme plötzlich viel Gewicht.
In England konnte so schon das private Rentensystem aufgemischt werden. Dort haben sich Versicherte zusammengetan und tausende Petitionen an gesetzliche und private Betriebskassen geschickt. Ihre Forderung: Investiert ethisch korrekt.

Wenn der Aufstand Politik macht

Und wieder macht eine Gruppe von Aktiven Politik. Weltweit. Der neue Trend: Divestment. Die in den USA entstandene Bewegung, die den Abzug öffentlicher und privater Gelder aus klimaschädlichen Unternehmen fordert, hat sich binnen weniger Jahre zur politischen Kraft entwickelt, die das Selbstbewusstsein hat, Märkte zu bewegen. Und die Großen der Finanzbranche hören die Signale. Immer mehr kündigen an, aus der Kohle und anderen emissionsintensiven Sektoren aussteigen zu wollen.
Grund für den Erfolg der Kampagne ist der Schulterschluss zwischen Klima- und Finanzexperten, die im ungewöhnlichen Kanon die Weltgemeinschaft auf die Gefahren der globalen Erderwärmung einschwören. Selbst Zentralbanker stimmen ein. Sie fordern die Politik auf, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu beschließen, bevor dieser selbst zur Gefahr wird, für die Wirtschaft, vielleicht sogar für die Stabilität der Finanzmärkte. Denn das droht, so die Europäische Zentralbank in einem Papier von Anfang 2016, wenn die Politik zu spät und dann zu abrupt handelt. Doch der Entzug von Kapital kann nur einer von vielen Bausteinen für die Umsetzung der weltweiten Klima und Nachhaltigkeitsziele sein. Divestment, der neue Trend, ist notwendig aber nicht hinreichend für den tiefgreifenden Richtungswechsel. Die Schaffung einer globalen Nachhaltigkeitsarchitektur? Eine Generationenaufgabe. Und damit auch eine für Kleinsparer.

Spenden oder Investieren?

Die moderne Philanthropie will globale Probleme mit unternehmerischen Methoden lösen. Wenig Steuern, dafür viel Wohltat. Mit diesem Credo prägen derzeit amerikanische Milliardäre eine neue Spendenkultur, die sie zur „fünften Macht im Staat“ werden lassen, mutmaßt die ZEIT.
Die USA alleine verfügen über ein Spendenaufkommen von 350 Milliarden US-Dollar, etwa 2% des BIP. Wo ihre Wohltat wirken soll, entscheiden sie selbst. Sie wollen mit klarer Wirkungsorientierung möglichst schnell Fakten schaffen. Dort wo Liberalismus Leitmotiv ist, wird die Weltrettung zur Privatsache. Unkritisch ist das nicht. Denn Milliardenspenden werfen im Zeitalter bitterer Ungleichheit unweigerlich Fragen auf.
Das Gegenmodell im Kleinen heißt Crowdfunding, auf deutsch „Schwarmfinanzierung“. Als stille Beteiligte fördern Menschen Projekte und Ideen, die sie durch ihre finanzielle Zuwendung verwirklicht sehen wollen und denen oft der Zugang zu klassischen Finanzierungsformen verwehrt bleibt. Anreiz schafft die soziale Rendite, nicht der finanzielle Profit.
Und dennoch verwischt die Grenze zwischen Spende und Investition immer mehr. Sinnbild dieser Entwicklung sind Impact Investoren. Diese Geldgeber folgen einem moralischen Mandat, wollen auf einen Gewinn aber nicht verzichten.
Gemein ist dieser neuen Generation von Philanthropen, Crowdfundern und Impact Investoren der Blick auf die direkte Wirkung, den Effekt ihrer finanziellen Beteiligung. Der Unterschied ist: Investitionen mobilisieren Kapital, das Spenden nicht generieren können.

Rendite und Mehrwert

Die Umsetzung der internationalen Nachhaltigkeitsagenda erfordert Investitionen im zweistelligen Billionenbereich. Ganze Finanzflüsse müssen in Richtung emissionsarmer Technologien umgelenkt werden. So sieht es der Pariser Klimabeschluss vor. Öffentliche Kassen können nur einen kleinen Teil stemmen.
Geld und Nachhaltigkeit? Der Nachhaltigkeitsbegriff ist zum Platzhalter für so ziemlich alles verkommen und längst bis zur Unkenntlichkeit überdehnt. Dabei ist es einfach: Nachhaltigkeit meint Substanzerhalt. Und nachhaltig ist, was den Fortbestand von Mensch und Umwelt sichert.
Investitionen oder Spenden? Vermutlich braucht es beides. Spenden ist weder Gegensatz, noch Alternative zum (ethischen) Investment. Beispiel GLS Bank. Die „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ trägt beide Ansätze gleichberechtigt im Namen. Ethische Investitionen aber bieten eine Alternative zum Primat eigennütziger Renditeinteressen, denn sie versprechen einen echten Mehrwert. Einen nachhaltigen Mehrwert.

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