Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Richtig stylish

Richtig stylish

FRW 2021 Cover.jpg19.04.2021

Es fällt sofort ins Auge: Das Cover zu „Change Fashion“. Anlass für uns, mit Fairtrade-Vorstandsmitglied Claudia Brück über die Hintergründe dieser Publikation, Besonderheiten im Textilsektor und die Zusammenarbeit mit Groß und Klein im fairen Handel zu sprechen.

Frau Brück, Fairtrade Deutschland gibt zum zweiten Mal ein Fashion-Magazin heraus. Warum?

Claudia Brück: Anlass ist der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch am 24. April 2013, der sich in diesem Jahr zum achten Mal jährt. Mehr als
1.000 Menschen kamen dabei ums Leben, über 2.500 Arbeiter*innen wurden schwer verletzt. Daraufhin hat sich die globale Bewegung „Fashion Revolution“
gegründet, die an das Unglück erinnert und sich für Veränderungen in der Textilindustrie stark macht. Jährlich findet eine „Fashion Revolution Week“ statt,
diesmal vom 19. bis 25. April. Fairtrade ist Teil dieser „Fashion Revolution“.

Da im letzten Jahr wegen der Corona-Pandemie keine größeren Veranstaltungen im Rahmen der „Fashion Revolution Week“ möglich waren, haben wir zum ersten Mal das Magazin produziert. Der Look ist für den fairen Handel eher ungewöhnlich. Wir wollten informieren und gleichzeitig zeigen, dass faire Mode richtig stylish ist. Die Resonanz war so überwältigend, dass wir in diesem Jahr eine weitere Ausgabe auflegen. Das Kölner Museum Ludwig ist Kulisse für eine Modestrecke, in der Kleidungsstücke mit Fairtrade-Baumwolle mit Stücken aus dem Secondhandladen oder aus dem Kleidertausch kombiniert werden. Das Magazin informiert unter anderem über Indiens erste grüne Textilfabrik „Sags Apparels“ und über faire Baumwolle und gibt einen guten Überblick über unsere Siegel im Textilbereich. Begleitet wird das Heft von einer virtuellen Veranstaltungs-Reihe.*

Fairtrade ist ja angetreten, durch seine Strukturen und Standards solche Arbeitsbedingungen, wie die, die zu dem Unglück geführt haben, zu verhindern. Die überschaubare Zusammenarbeit mit kleinen und mittleren Unternehmen dürfte dabei eine wichtige Rolle gespielt haben, oder?

Claudia Brück: Angefangen haben wir ausschließlich mit kleinen und mittleren Unternehmen, stimmt. Aber wir sind von Anfang an parteiisch angetreten: Uns ist die Struktur im globalen Norden egal. Wir wollen Marktzugänge für den globalen Süden schaffen. Anfangs war die Menge der angebotenen Produkte zu gering, um mit größeren Unternehmen zu kooperieren. Mit der Professionalisierung es fairen Handels zeigten ab 2006 auch Supermarktketten Interesse, mit uns Verträge abzuschießen. 

Trotzdem sind 87 Prozent der Partnerunternehmen im globalen Norden, die mit uns im letzten Jahr neue Verträge abgeschlossen haben, kleine und mittlere
Unternehmen. Das sind kleinere Röstereien, Juweliere, aber auch Start Ups, wie „Fair Food“ in Freiburg beispielsweise, die Cashewnüsse importieren, sie in
Einmachgläsern vermarkten und die auf allen Ebenen nachhaltig denken. Gerade im Modebereich gibt es neue kleine Labels, die mit uns zusammenarbeiten. Sie bieten entweder Produkte aus Fairtrade-Baumwolle an oder arbeiten, wie unsere drei Muster-Brands „Brands Fashion“, „Melaware“ und „Drei Freunde“, komplett mit dem Fairtrade-Textilstandard.

Große Filialketten als Partner im Textilsektor sind also nicht in Sicht?

Claudia Brück: Im Textilbereich und in der Weiterverarbeitung von Produkten haben sich die Dimensionen beinahe umgekehrt. Textilbetriebe im globalen Süden haben mehrere Tausend Mitarbeiter*innen, die Firmen, die hier aufkaufen, sind in der Regel sehr viel kleiner. Das macht es so schwierig, mit dem Fairtrade-Textilstandard zu arbeiten. Die Fairtrade-Unternehmen hier können nicht die komplette Produktion aufkaufen, weil sie dafür zu klein sind.

Wie haben sich, abgesehen von der Textilbranche, die Strukturen im globalen Süden verändert? 

Claudia Brück: Die Strukturen bei den Herstellern oder Erzeugern im Süden sind weitestgehend gleichgeblieben. Die Kooperativen dürfen nicht zu groß sein, damit die demokratische Beteiligung gewährleistet ist und nicht zu klein, damit sich die Exportmengen lohnen. Laut Definition gelten Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeiter*innen und bis zu 50 Millionen Euro Jahresumsatz als kleine und mittlere Unternehmen. Da passen die Kooperativen, die häufig um die
1.000 Mitglieder, aber einen viel geringeren Jahresumsatz haben, nur bedingt rein. Aber die Idee, als Unternehmen zu denken, und Gewinne machen zu müssen, damit man in die Gemeinschaft investieren kann, ist etwas, das den fairen Handel trägt. Darum betrachten wir die Kooperativen als kleine und mittlere Unternehmen.

Wie kann Fairtrade diese KMU stärken und vorhandene Strukturen für weitere Entwicklung nutzen?

Claudia Brück: Die Wertschöpfung stärker im globalen Süden stattfinden zu lassen ist das Nadelöhr für Entwicklung. Das heißt, wir fördern die Weiterverarbeitung im Land. Da gibt es ermutigende Beispiele. In Honduras gibt es engagierte Fairtrade-Kaffeekooperativen, deren Mitglieder angefangen haben, selbst zu rösten und Cafés zu eröffnen. In den Export gelangt ja meist nur Rohkaffee. Gerösteter Kaffee wird stärker besteuert und EU-Regelungen führen dazu, dass die Einfuhr von geröstetem Kaffee erschwert wird. Aber vor Ort haben die Projekte neue Berufe und Arbeitsplätze geschaffen.

Das Ganze konnten die Kooperativen mithilfe der Fairtrade-Prämien finanzieren. Dazu kommen unsere Beratungsangebote vor Ort. Eins unserer wichtigsten Ziele ist, Entwicklungspläne aufzustellen: Wo wollt ihr in fünf Jahren sein? Wie kommt ihr dahin? Prämiengelder können genutzt werden, um solche Programme zu entwickeln, oder als Matchfunding eingesetzt werden, als Sicherheit, um Kredite zu bekommen. Die verlässlichen Strukturen, die der faire Handel bietet, ermöglichen Pläne und Investitionen.


*Magazin und weitere Infos über www.fairtrade-deutschland.de




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