Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Den Träumen der Kund*innen Flügel verleihen

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Fusion Microfinance Ltd.12. April 2023

Am 15. November 2022 ging Fusion Microfinance Ltd, ein langjähriger Oikocredit-Partner, in Indien an die Börse – ein großer Schritt in einer Erfolgsgeschichte und konstruktiven Partnerschaft zwischen Oikocredit und Fusion, die 2010 begann.

Fusion ist in 18 indischen Bundesstaaten tätig und konzentriert sich auf ländliche und halbstädtische Gebiete, in denen 92 Prozent der Kundschaft leben. Nahezu alle Kund*innen sind Frauen. Gemessen am Bruttokreditportfolio ist Fusion derzeit das zweitgrößte Mikrofinanzinstitut (MFI) in Indien. Seit 2015 hat Fusion seinen Kundenstamm von 200.000 auf 2,9 Millionen erhöht.

Es gibt in Indien mehr als 95 Mikrofinanzunternehmen, die meisten davon haben einen regionalen Schwerpunkt. Das Forschungs- und Ratingunternehmen Crisil geht davon aus, dass der MFI-Sektor zwischen 2022 und 2025 jährlich um 18 bis 20 Prozent wachsen wird. Der Sektor wird von der indischen Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI) reguliert, die strenge Richtlinien und einen klaren Überwachungsrahmen festgelegt hat.  Selbstregulierungsorganisationen wie das Microfinance Institutions Network und Sa-Dhan unterstützen das Wachstum der Branche. Im Juni 2022 belief sich das Mikrofinanzierungsvolumen in Indien nach Angaben der RBI auf 2,93 Billionen INR.

In den ländlichen Gebieten Indiens wird etwa 47 Prozent des indischen Bruttoinlandprodukts erwirtschaftet. Auf diese Gebiete entfallen jedoch nur 9 Prozent des gesamten Kreditvolumens und nur 11 Prozent der gesamten Einlagen (Stand: März 2022, nach Angaben von Fusion). Diese massive Abweichung zeigt die extrem geringe Durchdringung des Bankensektors in ländlichen Gebieten. Die MFI-Beteiligungspartner von Oikocredit (Annapurna, RGVN und bis letztes Jahr Fusion) konzentrieren sich auf die ländlichen Gebiete Indiens.

Oikocredit verkaufte ihre Anteile an Fusion beim Börsengang von Fusion im letzten Jahr. Fusion verfügt nun über zusätzliches Kapital, um seine Ziele zu erreichen, während Oikocredit durch den Ausstieg die Mittel zur Unterstützung anderer Partner einsetzen kann.

Wir sprachen mit Anirudh Sarda, Equity Manager für Asien bei Oikocredit, um einen genaueren Blick auf Fusion, seine Endkund*innen und die allgemeine Situation der Mikrofinanzierung in Indien zu werfen. Anirudh Sarda kam 2017 zu Oikocredit und arbeitet in Hyderabad, Indien.

Warum hat sich Oikocredit für eine Partnerschaft mit Fusion entschieden?

Anirudh Sarda: Die Partnerschaft zwischen Oikocredit und Fusion geht auf das Jahr 2010 zurück. In diesem Jahr gewährte Maanaveeya, unsere indische Tochtergesellschaft, Fusion ein Darlehen, nachdem sie eine Reihe von Investitionsmöglichkeiten im indischen Mikrofinanzsektor geprüft hatte. Unsere Kolleg*innen aus dem Kreditbereich stellten dann 2014 das Eigenkapitalteam von Oikocredit bei Fusion vor.

Wir unterstützten Fusion wegen seiner sozialen Ausrichtung, die dem Auftrag von Oikocredit entspricht, der Qualität seines Managementteams und seiner Führungspraktiken. Das filialgeführte Geschäftsmodell und die Konzentration auf unterversorgte Regionen gaben uns großes Vertrauen in die Wachstumsaussichten des Unternehmens. Von da an bauten wir eine offene und transparente Beziehung zu der Partnerorganisation auf.

Der Slogan von Fusion lautet "Giving wings to her dreams...". Warum passt dieser Slogan aus Ihrer Sicht zu dem Unternehmen?

Anirudh Sarda: Fusion wurde mit der Kernidee gegründet, Möglichkeiten am unteren Ende der Pyramide zu schaffen. Die soziale Vision und geschäftliche Ausrichtung von Fusion zielt darauf ab, unterprivilegierten Frauen wirtschaftliche Möglichkeiten zu bieten, um ihre Lebensqualität zu verbessern. Diese Frauen haben ein jährliches Haushaltseinkommen von bis zu 300.000 INR (3.500 Euro) und leben in ländlichen oder halbstädtischen Gebieten.

Fusion vergibt Mikrokredite nach dem Modell der Gruppenhaftung, bei dem eine kleine Anzahl von Frauen eine Gruppe bildet (in der Regel fünf bis sieben Mitglieder) und gegenseitig für ihre Kredite bürgt. Diese Unternehmerinnen führen häufig kleine Betriebe in der Landwirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor.

Die Aufgaben von Fusion beschränken sich jedoch nicht nur auf die finanzielle Unterstützung. Das Unternehmen bietet auch Unterstützung bei der Vermittlung von Finanzkenntnissen an, damit seine Kundinnen lernen, ihre Finanzen besser zu verwalten.

Darüber hinaus hat es ein Programm zur Entwicklung von Fertigkeiten ins Leben gerufen. Durch Schulungen in Bereichen wie Schneiderei, Trockensnacks, Papiertüten und Weizenanbau wird Frauen die Möglichkeit aufgezeigt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Im Rahmen des Programms hat Fusion Frauen auch darin geschult, wie sie während der Covid-19-Pandemie Masken herstellen können, so dass sie während der Abriegelung in Indien ein Einkommen erzielen konnten.

Können Sie uns eine typische Geschichte einer Kundin erzählen?

Anirudh Sarda: Ein gutes Beispiel ist Salida Begum, 26, aus der Stadt Tezpur im Bundesstaat Assam im Nordosten Indiens. Salida kümmert sich um ihre ältere Schwester, die seit mehr als 15 Jahren an Schizophrenie leidet. Während der Pandemie war es für sie und ihre Familie sehr schwierig, ihre Grundbedürfnisse sicherzustellen, da sich ihre finanzielle Situation verschlechterte. Salida beschreibt Fusion Microfinance als einen "Hoffnungsschimmer".

Nach einer Schulung durch Fusion erhielten Salida und ihre Rehabilitationsschneiderei einen Großauftrag für Gesichtsmasken, der ihr und ihren Kolleginnen eine Verdienstmöglichkeit bot. Salida wickelte den Auftrag - den größten, den die Gruppe je erhalten hatte - für die gesamte Gruppe ab und gewann so das Vertrauen, ähnliche Aufträge für die Herstellung von Masken anzunehmen.

Welche Rolle und Bedeutung haben Unternehmerinnen in Indien?

Anirudh Sarda: Der Trend, sich auf Unternehmerinnen in Indien zu konzentrieren, geht auf das Jahr 1974 zurück, als in Gujarat die Self-Employed Women's Association (Sewa) gegründet wurde. Sewa hat deutlich gemacht, wie der Zugang von Frauen zu Kapital ihre Entscheidungsposition im Haushalt und in der Gemeinschaft insgesamt stärkt. Als Entscheidungsträgerinnen können Frauen dazu beitragen, das verfügbare Einkommen für die grundlegenden Bedürfnisse des Haushalts wie Ernährung, Bildung, Gesundheit, Sparen und Vermögensbildung einzusetzen. Frauen haben auch einen positiven Einfluss auf die Kreditrückzahlung in ihrem Haushalt. Sie sind im Allgemeinen risikoscheuer, arbeiten besser in Gruppen zusammen und zeigen mehr Disziplin bei der Einhaltung der Kreditrückzahlungsfristen.

In welche Geschäftsbereiche wagen sich Frauen aus einkommensschwachen Gruppen in Indien typischerweise vor?

Anirudh Sarda: Frauen haben das Wirtschaftswachstum in Indien maßgeblich vorangetrieben. Dies gilt insbesondere für die Landwirtschaft (Milchwirtschaft, Viehzucht, Geflügelzucht und Ackerbau), das verarbeitende Gewerbe (Herstellung von Taschen, Möbeln, Matten und Kunsthandwerk sowie Brot und andere Backwaren) und den Dienstleistungssektor (Verkauf von Lebensmitteln, Kleidung, Schneiderei- und Näherarbeiten sowie kleine Lebensmittelgeschäfte).

Was bedeutet der Börsengang von Fusion für seine Kund*innen? Kann der soziale Auftrag von Fusion gewährleistet werden?

Anirudh Sarda: Im Einklang mit dem in der Satzung verankerten Zweck ist das Unternehmen bestrebt, sich auf einkommensschwache Gruppen zu konzentrieren und diese zu bedienen. Seit seiner Gründung hat sich Fusion auf seine sozialen Ziele konzentriert, die darin bestehen, ländliche Regionen, Frauen und Randgruppen zu unterstützen. Dies hat das Unternehmen auch nach der Aufnahme von Eigenkapital von anderen Investoren beibehalten.

Mit dem Börsengang verfügt Fusion nun über eine höhere Eigenkapitalbasis. Das Unternehmen hat seinen Nettowert erhöht und eine Verbesserung seines Kreditratings erreicht. Es verfügt nun über zusätzliches Kapital zur Unterstützung des weiteren Wachstums. Die verbesserte Bonitätseinstufung von Fusion kann auch dazu beitragen, die Kosten für Fremdkapital zu senken, ein Vorteil, der über niedrigere Zinssätze für Mikrofinanzkredite an die Kund*innen weitergegeben werden kann.

Neue Produkte wie Kredite für kleine Unternehmen werden durch die Verfügbarkeit von mehr Eigenkapital ebenfalls möglich, und Fusion kann mehr Kund*innen erreichen. Als größere Institution wird Fusion in der Lage sein, die Kontinuität der Mikrofinanzkredite an ihre Endkund*Innen besser zu gewährleisten.

Welche Rolle spielte die Abteilung für Kapitalbeteiligungen von Oikocredit bei der Partnerschaft mit Fusion?

Die Abteilung für Kapitalbeteiligungen war über einen Zeitraum von sieben Jahren eng an Fusion beteiligt - von 2015 bis 2022. Im Laufe der Jahre hat sie das Unternehmen in Fragen der Geschäftsstrategie und des Wachstums beraten. Oikocredit hatte das Recht, ein Mitglied für den Aufsichtsrat von Fusion zu benennen. Unser Kandidat war fünf Jahre lang im Vorstand von Fusion tätig, brachte Erfahrungen im Risikomanagement ein und spielte eine aktive Rolle im Prüfungs- und Vergütungsausschuss.

Auch in Fragen der Unternehmensführung, insbesondere bei der Förderung der Unabhängigkeit auf Vorstandsebene, spielten wir eine wichtige Rolle. Oikocredit galt als unparteiische Stimme und war mehrfach wichtig bei der Angleichung der Interessen von Anteilseignern und Geschäftsführung.

Während der schwierigen Krisen in Indien, z. B. zur Zeit der Demonetisierung, unterstützte Oikocredit Fusion mit Folgeinvestitionen in den Jahren 2016 und 2018, um die Bilanz zu stärken und die Wachstumsbemühungen zu fördern. Die starke Beteiligung von Oikocredit an den nachfolgenden Kapitalbeschaffungsprozessen spielte eine wichtige Rolle bei der Gewinnung von neuem Kapital in den Wachstumsphasen von Fusion durch renommierte Investoren wie Gawa, Creation und Warburg Pincus. Diese Kapitalzuführungen ebneten den Weg für den Börsengang.

Wie geht es weiter mit der Beziehung zwischen Oikocredit und Fusion?

Anirudh Sarda: Oikocredit hat alle seine Anteile an Fusion im Rahmen des Börsengangs verkauft. Wir sind nicht länger Anteilseigner. Die aus dem Verkauf erzielten Mittel können wir auf andere Partner umschichten und unsere Zielgruppen positiv beeinflussen. In dieser Hinsicht ist der Börsengang von Fusion ein großer Erfolg für Oikocredit, auch wenn die Partnerschaft mit dem Unternehmen zu Ende ist.

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Kontakt

Oikocredit Westdeutscher Förderkreis e.V.
Bundeskanzlerplatz 2D
D-53113 Bonn
workT: +49 228 3040 6384

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