Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Für die Zukunft aufgestellt

Für die Zukunft aufgestellt

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Helmut Pojunke von Oikocredit International und Brigitte Bertelmann vom Förderkreis Hessen-Pfalz.

20.03.2023

In Deutschland wurde am 1. März ein neues Anlagemodell eingeführt. Damit investieren Privatpersonen und Organisationen direkt in die internationale Genossenschaft Oikocredit. Im Interview in Bonn berichteten Helmut Pojunke von Oikocredit International und Brigitte Bertelmann vom Förderkreis Hessen-Pfalz über den Weg dorthin und über die Zukunftspläne für die Genossenschaft.

Interview: Ute Stefanie Haak

Wie kann man sich den Weg zum neuen Anlagemodell vorstellen?

Helmut Pojunke: Erste Überlegungen gab es schon 2020. Der Haupttreiber war die zunehmende Komplexität des Modells von Oikocredit. Über die vergangenen Jahrzehnte war eine große Bandbreite von Anlegemöglichkeiten entstanden: zum Beispiel die Geldanlage über eine Genossenschaft in Belgien, die Treuhandmodelle der Förderkreise in Deutschland und in der Schweiz sowie die Fondslösung in den Niederlanden. Ein Risiko haben wir auch in der zunehmenden Regulierung der Finanzmärkte gesehen – in Bezug auf die Kontinuität des Angebots und die vielen Informations- und Veröffentlichungspflichten. 2021 haben Oikocredit und die Förderkreise insgesamt acht Anlagemodelle näher angeschaut. Am Ende war deutlich, dass die Öffnung der Genossenschaft unser Favorit ist. Sie ermöglicht es nicht nur den Mitgliedern der internationalen Genossenschaft direkt zu investieren, sondern auch allen anderen Personen und Organisationen, die bisher über die Förderkreise investiert haben. Das kommt dem Modell, wie Oikocredit seit Jahrzehnten arbeitet, am nächsten.

Gab es auch Meilensteine und kniffelige Phasen?

Brigitte Bertelmann: Durchaus. Wenn in der Leitung die Notwendigkeit gesehen wird, Komplexität zu reduzieren, ist es ein Prozess, bis alle an der Basis sich darauf einlassen. Mit der Änderung des Vermögensanlagegesetzes in Deutschland entfiel die Grundlage für das bisherige Treuhandmodell in Deutschland. Um die Phase, in der keine Einlagen angenommen werden konnten, so kurz wie möglich zu halten, musste das neue Anlagemodell möglichst schnell konkretisiert und die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Das war eine große Herausforderung, die wir durch das große Engagement und das Herzblut aller Mitwirkenden gemeistert haben.

Helmut, Du leitest seit Februar 2022 bei Oikocredit International den Transformationsprozess. Zuvor warst Du sechs Jahre als Geschäftsführer des westdeutschen Oikocredit Förderkreises tätig. Was hat Dich dazu bewegt, die neue Aufgabe zu übernehmen?

Helmut Pojunke: Eine große Motivation für mich war die Herausforderung, auf internationaler Ebene zu arbeiten. Auch liegt mir das Gestalten komplexer Prozesse. Mit den vielen Beteiligten zusammenzuarbeiten, sie einzubinden, gute Kompromisse zu finden. Diese Transformation ist eine einmalige Herausforderung in der Geschichte unserer Genossenschaft. Ich wollte sie in einem Sinne mitgestalten, dass der Kern von Oikocredit als Graswurzelbewegung, die in den Regionen verankert ist, erhalten bleibt.

Der Auftrag von Oikocredit ist die Förderung nachhaltiger Entwicklung im Globalen Süden...

Helmut Pojunke: Ja, das war von Anfang an der Auftrag von Oikocredit und daran ändert sich nichts. Das neue Anlagemodell hat eine dienende Funktion: weiterhin - wie seit 48 Jahren - durch die Bereitstellung von Finanzierungen und Unterstützungsleistungen Menschen im Globalen Süden eine positive Entwicklung zu ermöglichen. Wir gehen davon aus, dass mit dem vereinheitlichten Anlagemodell Ressourcen frei werden, die wir für mehr Partnerschaften und Projekte im Globalen Süden einsetzen können.

Anleger*innen investieren nicht mehr über die deutschen Förderkreise in Oikocredit. Was bedeutet das für die Förderkreise?

Brigitte Bertelmann: Die Förderkreise bleiben erhalten und spielen weiterhin eine große Rolle für die Bildungsund Öffentlichkeitsarbeit. Der Erfolg von Oikocredit ist im Wesentlichen dadurch entstanden, dass in den Förderkreisen Mitglieder und Ehrenamtliche sind, denen es nicht allein um die Geldanlage geht. Es wird eine wichtige Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass diese engagierten Menschen sich weiterhin mitgenommen fühlen und mit Oikocredit identifizieren können. Und dass wir für “Nachwuchs” sorgen, zum Beispiel, indem wir uns noch besser vernetzen mit Menschen und Organisationen, die ähnliche Ziele wie Oikocredit verfolgen und attraktive Angebote zum Mitmachen für und mit Jüngeren entwickeln. 

Was bedeutet Bildungsarbeit konkret?

Brigitte Bertelmann: Mit unseren Bildungsangeboten tragen wir die Idee von Oikocredit in die Regionen. Wir wollen daran mitwirken, dass globale Zusammenhänge besser verstanden werden und sich dadurch auch das Verhalten möglichst vieler Menschen hier im Globalen Norden verändert. Oikocredit versteht sich als Bewegung, die durch verantwortliche Geldanlage darüber hinaus zu weltweiter Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und der Bekämpfung von Armut beitragen will. Die Förderkreise bieten dafür Information, Diskussionsplattformen und konkrete Aktionsmöglichkeiten. Deshalb bleibt es wichtig und attraktiv, Mitglied in einem Förderkreis zu sein, auch wenn das nicht mehr zwingend an die Geldanlage gebunden ist.

Brigitte, Du bist seit 2019 Vorstandsvorsitzende des Oikocredit Förderkreises Hessen-Pfalz, eine ehrenamtliche Tätigkeit. Was ist Deine Motivation, dich für Oikocredit zu engagieren?

Brigitte Bertelmann: Mir gefällt der Ansatz, durch eine Geldanlage in Menschen zu investieren, die sonst kaum die Möglichkeit hätten, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Diese Menschen können dann nicht nur für ihre Familien, sondern auch für ihre Regionen zu einer positiven Entwicklung beitragen. Das Gesamtkonzept von Oikocredit macht für mich einfach Sinn. Mir gefällt auch die Unternehmenskultur: die hohe Professionalität, die gegenseitige Wertschätzung und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit allen Beteiligten – all das habe ich an vielen Stellen erlebt und hoffe, dass es auch zukünftig die gemeinsame Arbeit bei Oikocredit prägen wird.

Auf was freut Ihr Euch jetzt, wo das neue Anlagemodell in Deutschland eingeführt ist?

Helmut Pojunke: Jetzt, wo Rechtliches, Finanzielles und Strukturelles geklärt sind, freue ich mich auf die zweite Projektphase. Wie kann sich Oikocredit im Hinblick auf Bildungsarbeit weiterentwickeln, wie können wir die Förderkreise dauerhaft stärken, wie können wir die gute Unternehmenskultur erhalten und ausbauen? Darum wird es nun verstärkt gehen.

Brigitte Bertelmann: Auch ich freue mich darauf, mehr Zeit für Netzwerkarbeit und persönliche Begegnungen zu haben. Und auf die zehnte Fair Finance Week, die im November in Frankfurt stattfinden wird. Und ich bin gespannt darauf, wie wir unser diesjähriges Schwerpunktthema „Ernährungssouveränität“ entwickeln und umsetzen werden.

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Kontakt

Oikocredit Westdeutscher Förderkreis e.V.
Bundeskanzlerplatz 2D
D-53113 Bonn
workT: +49 228 3040 6384

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